Corsa C 1.0 12V - Motorprobleme (Ruckeln etc.) - Lösung

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CCSS
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Corsa C 1.0 12V - Motorprobleme (Ruckeln etc.) - Lösung

Beitrag von CCSS »

Mahlzeit Leute.

Oft gibts ja hier im Forum Themen die vom Motorruckeln handeln zu lesen.

Aktuell betrifft es einen Nachbarn und ich möchte mal ein wenig die Fehlersuche speziell am 1.0 12V (Z10XE) beschreiben, um vielleicht dem ein oder anderen zu helfen.

Achtung: ich habe einen ähnlichen Thread im Corsa B Bereich
motor-und-abgasanlage-corsa-b--f42/cors ... ml#p341327

eingestellt. Auch dort geht es um ruckeln, die Ursache ist aber eine ganz andere! :)

Symptome:

Der Motor läuft im Leerlauf unruhig, zappelig. Die Gasannehme ist unsauber und verzögert. Teilweise kommt man selbst im 3. Gang kaum über 100km/h, das Auto raucht schwarz, der Spritverbrauch ist erhöht und der Motor ruckelt.

In meinem anderen Thread bin ich mehr auf das Ruckeln eingegangen, das möchte ich hier nicht wiederholen.

Anhand der Symptome lässt sich die Zündanlage ausschließen.

Hier liegt das Problem eher in einem viel zu fetten Gemisch.

Die Frage ist hier dann: warum?

Fehlermöglichkeiten Gemischaufbereitung:

Motortemperaturfühler für das Steuergerät: erscheint hier als das Naheliegenste: der Fühler meldet einen deutlich unter der realen Motortemperatur liegenden Wert: das sorgt dann dafür, das das Motorsteuergerät das Gemisch anfettet. Immer. Auch bei warmen Motor.

Allerdings brachte hier Stecker abziehen keine verbessernde Wirkung. Das Anschauen der Werte mittels OBD- Tester zeigte: alles okay. Schnell ohne Tester lässt sich der Fühler mittels Multimeter und Ohmmessung prüfen. Widerstandswert bei 80°C ca. 200 Ohm.

Ich hatte allerdings auch schon Fälle, in denen die Messung dem Fühler korrektes Arbeiten bescheinigte, aber zwischen durch im Betrieb "Wackler" aufzeigte. Das lässt sich dann nur mit einer kontinuierlichen Beobachtung per OBD sehen.

Nächster Verdächtiger:

LMM. Fehleranfälliges Teil. Misst der die angesaugte Luft nicht korrekt, verfälscht das ebenfalls das Gemisch. Da springen Motoren nicht an, saufen wie ein Loch, ruckeln durchgehend, ruckeln nur an einem bestimmten Drehzahlpunkt etc. : Das Dingen kann eine Menge unterschiedlicher Symptome verursachen.

Kurze Zwischeninfo:

Der Ex- Motor meines Corsa B war ein zum Z10XE verwandter X12XE mit LMM.
Genau bei 3800 u/min gab es einen ganz kurzen Leistungseinbruch.
Nach langem überlegen (damals waren meine Kenntnisse der KFZ- Technik noch ein wenig bescheidener als jetzt) kam ich auf den LMM.Weil ich sonst keine Probleme hatte, habe ich nicht mit dem Teil gerechnet.
Da nach dem Austausch der Spritverbrauch jedoch von 5.6 auf 6.5l im Durchschnitt bei selbem Fahrprofil angestiegen ist, musste der Motor wohl permanent zu mager gelaufen sein!


Man kann das Teil messen. Das ist aber aufwändig (Prüfanleitung). Ich würde eher dazu tendieren, so ein Teil zu organisieren (manche Opel Werkstätten "verleihen" einen LMM, wenn sie ein garantiert funktionierendes Testteil extra dafür liegen haben).

Per OBD konnte man im aktuellen Fall erkennen, das der Spannungswert im Leerlauf bei ca. 1.5V liegt, bei Gasstößen hinauf bis auf 4.5V wandert: das ist korrekt!
Testweise haben wir aber mal einen vorhandenen identischen LMM (laut Teilenummer) von einem Z12XE verbaut. Es zeigte sich keine Veränderung!

Interessant in diesem Zusammenhang übrigens die ausgelesenen Einspritzwerte: 9ms, bei Gasstößen 25ms!
Der korrekt laufende Vergleichsmotor (Z12XE) spritzt im Leerlauf mit 3.5ms und bei Gasstößen mit maximal 20ms geöffneten Düsen ein.

Der Nachbar hatte vor unserer Diagnosesession schon einmal den Stecker der Vorkatsonde abgezogen und keiner Veränderungen im Motorlauf bemerkt.

Nachdem wir dann aber alle sonstigen Sensoren und Fehlerquellen überprüft hatten, ging es wieder an die

Lambdasonde.

Relativ spät kam ich dann auf die Idee, doch mal die Werte anzuschauen. Schnell war dann zu sehen, das der Lambdasondenwert ziemlich star im Bereich von 400mV bis 500mV blieb. Normalerweise schwankt der stark zwischen unter 50mV bis knapp über 1000mV. Das verifizierten wir auch am Z12XE.

Mit testweise abgezogenem Lambdasondenstecker nimmt das Steuergerät einen Mittelwert an. Abzulesen hier:

450mV.

Nun ist auch klar, wieso das Abziehen des Steckers keine merkliche Veränderung des Motorproblems mit sich brachte. Wenn die Sonde regelnd im Durchschnitt ebenfals 450mV ans Steuergerät gibt, genau dem vom Steuergerät angenommenem Mittelwert entsprechend, bleibt Steckerabziehen sinnlos!

Fazit:

Lambdasonde defekt. Nach dem Austausch dann aber der Schreck: immer noch eine Einspritzzeit im Leerlauf von um 8ms?!

Lösung: mal einen Blick in den Fehlerspeicher werfen. Abgesehen davon, das die alte Sonde sowieso schon einmal einen Heizkreisfehler abgelegt hatte, gabs auch noch weitere Probleme. Stecker abziehen bleibt nicht ohne Folgen.

Auch wenn die Fehler den Status "nicht vorhanden" tragen, gibts scheinbar Auswirkungen: denn zeitgleich mit dem Klick auf "Fehlerspeicher löschen" änderte sich schlagartig der Motorlauf und die Einspritzzeit sank auf 3.5ms ab.

Ohne Tester hilft zum Löschen Batterie abklemmen.
Gruss Sebi

wolle1982
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Re: Corsa C 1.0 12V - Motorprobleme (Ruckeln etc.) - Lösung

Beitrag von wolle1982 »

Sehr interesant geschrieben. Du hättest noch die werte für die langzeit Gemischanpassung mit hereinnehmen können. Daran kann man schon vieles schnell erkennen.
Durch das löschen des Fehlersspeicher hast du auch die readiness codes und eben die lernwerte des MSG zurück gesetzt. Das erklärt erstmal das die einspritzzeit wieder auf normalwert ist. Die readiness codes und langzeitgemischanpassung werden erst nach ca 30 - 50 km fahrt wieder gesetzt. Das solltest du unter beobachtung halten.

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Re: Corsa C 1.0 12V - Motorprobleme (Ruckeln etc.) - Lösung

Beitrag von CCSS »

Danke für deine Ergänzungen! :)
Gruss Sebi

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