
Bei unserem Corsa D 1.2 16V (80PS, Baujahr 2007, 195000km) habe ich den Achsträger erneuert und in diesem Zuge gleich beide Achsschenkel in einer Werkstatt mit neuen Radlagern versehen lassen.
Beim Corsa D sind aktive Hallsensoren verbaut, die nicht mehr einen recht grob gezahnten Ring an der Antriebswelle ablesen, sondern einen im Radlager integrierten Sensorring detektieren:
damit ist eine sehr hohe Auflösung möglich und auch Rückwärtsfahrt kann erkannt werden.
Wo liegt nun das Problem beim Radlagertausch?
Die Sensoren müssen raus!
Nach vorne Richtung Rad kann das Lager wegen eines Anschlages nicht ausgedrückt werden, nach hinten hängt eben der Sensor im Weg und muss da weg.
Leider sitzen die Teile mit der Zeit bombenfest in ihrer Führung und müssen trotz Rostlöser mit etwas "Zangengewalt" aus ihrem Sitz befreit werden.
In meinem Fall hat diese Prozedur wohl ein Sensor nicht kompeltt überlebt: ab 45km/h geht bei dem Wagen nun das ABS Licht an.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, für Opel Canbus Fahrzeuge kein Diagnosegerät zu besitzen, also musste ich mir anderweitig behelfen, um die defekte Seite herauszufinden.
Bei den älteren Corsa mit passiven ABS- Sensoren konnte man gemütlich im Radhaus den ABS Sensorstecker abziehen und da ein Oszilloskop (Gerät zum sichtbar machen von Frequenzen / schwankenden Spannungsverläufen) anklemmen: Raddrehen, fertig.
In passiven Sensoren wird durch das vorbeistreichen eines Metallzahns eine Spannung erzeugt.
Bei aktiven Sensoren kann man wegen der nötigen Spannungsversorgung den Stecker nicht abziehen, sondern muss sich irgendwo in die Sensorleitung reinmogeln: in meinem Fall ging das oben am ABS Steuergerät.
Zu sehen ist dann erst einmal eine Versorgungsgrundspannung des Sensors (ca. Batteriespannung) in einer glatten Linie. Beim Raddrehen entsteht nun eine Rechteckspannung. Ein Umlauf (Ansteigende Flanke > Obere Gerade >abfallende Flanke > untere Grade) entspricht dabei einem Pol im Radlager.
Das ABS Steuergerät kennt die Anzahl Pole im Sensorring und weiß zusätzlich durch den Sensor genau, wie lange für das Vorbeilaufen eines Poles gebraucht wird: mit beiden Werten zusammen lässt sich die Raddrehzahl und damit die Geschwindigkeit des Autos errechnen.
Ich habe eben einen Flankendurchlauf von 4ms bei 20km/h abgelesen, damit ergibt sich eine ca. Polanzahl von 80 beim Corsa D.
Ein ABS Sensor zeigte schon bei der Grundspannung starke Auffälligkeiten: die eigentlich gerade "Spannungslinie" flackerte stark und sah eher aus wie eine Buckelpiste. Wenn darauf dann ein Signal aufmoduliert wird, sieht das entsprechend genauso schei**e aus.
Die Grundform einer Rechteckspannung ließ sich noch erkennen, aber eben stark "kaputt": bei niedrigen Raddrehzahlen schafft es das Steuergerät noch eine Drehzahl zu interpretieren. Ab 45km/h, das entspricht einer Raddrehzahl von ca. 410 U/min, gelingt das nicht mehr: das ABS steigt aus.
Der neue Sensor ist bestellt und hoffentlich bewahrheitet sich meine Theorie und das Auto bremst nach dem Tausch wieder einwandfrei.
